Citybiker goes Tuscany Trail: Ein Event der Sonderklasse

Tuscany Trail - die 11. Ausgabe - endlich haben wir es geschafft an einem der schönsten Gravelevents Europas teilzunehmen. Als Bombtrack Händler ist mir diese Veranstaltung seit der ersten Ausgabe ein Begriff. Die Kölner Radmarke tritt seit Anbeginn als Sponsor auf, was ein Garant für eine gute Zeit ist.

 

Die Nakten Zahlen:

Länge: 470km (211km davon auf italienischem Asphalt, der Rest echter Gravel)

Anstieg: ehrliche 6.500 Meter

Rundkurs durch die Toskana, freie Zeitwahl, selfsupported (es gibt jedoch diverse Empfehlungen im Roadbook), E-bikes sind erlaubt.

 

Die Realität:

Warum sollte man sich für ein Event anmelden, Startgebühr bezahlen, mit gefühlt 500 Startern (offiziell 5000) gleichzeitig zu einem fixen Termin quer durch die Toskana quälen, wenn man dies ebenso in den restlichen 51 Wochen des Jahres ohne den ganzen Trubel haben könnte? Kann ich nicht beantworten. 

Wir sind mit einem Leihbus zu dritt angereist, eine gute Zugverbindung gibt es aus meiner Sicht nicht, bzw. war zum passenden Zeitpunkt kein Schlafwagen mehr frei. Angekommen um 02:00Uhr haben wir unser Auto an einem der kostenlosen Parkplätze rund um den Start abgestellt, Isomatte aufgeblasen, Schlafsack ausgerollt und neben dem Gefährt herrliche 5 Stunden geschlafen.😴 

Frisch erholt ging es zum ersten Cafe, weiter zum ersten Supermarkt (Sonnencreme) und vorbei am Start. Ja, wir haben den Start übersehen, gleichzeitig wollte auch niemand unbedingt für eine Starterpacket und die nochmalige Registrierung anstellen. Der Start ist an zwei Tagen frei wählbar - 5000 Starter müssen trotzdem erst mal abgewickelt werden. 


Um 9 Uhr gings bei uns los und auch die Strecke zeigte sich gleich von der knackigen Seite mit typischen toskanischen Anstiegen, mit teils 15% Steigung. Während meine Mitreisenden Gabriel und Thomas hochkletterten, nutzte ich, wie viele andere diese Chance um ihre Wadenmuskulatur zu dehnen und erklommen diese kurzen Stiche zu Fuß.

Der erste Tag und 150km endeten nach gepflegten Mittagessen, herrlichem Nachmittagssnack und perfekter Pizza im Tennisrestaurant auf der Dorfwiese nebst anderer Campingteilnehmer. Wir waren die einzigen am Platz ohne Zelt, was sich in Italien um diese Jahreszeit locker ausgeht, bei Regen wären wir entweder im Biwacksack verschwunden oder hätten booking.com um Hilfe gebeten. Die Dusche war kalt, der Schlafsack warm, die Nacht abermals kurz 🥱. 

Tag 1: 3/5 🍕 

Stand der erste Tag im Zeichen von waldigen Singletrails mit technischeren Abfahrten, war Tag zwei Toskana und Strada Bianchi deluxe. Postkartenmotive wohin man sah. Flowige Streckenverläufe am Bergrücken, längere Anstiege, noch besseres Essen und leider auch zwei Defekte. Ein Loch am Hinterreifen bei meinem Rad, wahrscheinlich Glassplitter auf Asphalt wollte nicht so recht wieder von selbst dicht werden. Plug gezückt, Gabriel drückt ihn rein, Loch ist wieder dicht, Thomas pumpt und wir fahren weiter - herrlich, den eigenen Service Course immer dabei zu haben.  Wenn man das einmal erlebt hat und nach ein paar Minuten wieder am Rad sitzt, ohne das Laufrad überhaupt ausgebaut zu haben, versteht warum sich tubeless mehr und mehr durchsetzt.

Der zweite Defekt war auf jugendlichen Leichtsinn, Endorphine und Zögern zurückzuführen. In einer hängenden bergab Linkskurve, war der Schotter doch zu tief, der Speed doch zu hoch und der Zweifel ob sich das noch ausgeht doch zu groß. Ein Absprung war notwendig und endete in gerissenen Bänder der Rahmentasche, verdrehtem Lenker und Bremshebel. Nichts was nicht durch Spanngurt und Inbusschlüssel rasch wieder behoben wurde. Mir gings gut.

Die Nacht endete nach 150km in Siena in zentraler Lage, edel im kleinen Zimmer mit warmen Wasser, gutem Essen und Stretching.

Tag 2: 5/5 🍝

Auch Tag drei hätten wir früher losfahren können… Lange Anstiege im Sonnenschein, Kaffeepausen, Snacks, wunderschöne Orte, die wir aus Zeitdruck nicht auskosteten. Sollte man den Tuscany Trail in drei Tagen fahren? Sicher nicht. Vier oder fünf Tage wären mindestens zu veranschlagen, um die Toskana zu genießen und seinen Körper etwas zu schonen. Bei Regen wären drei Tage Fahrzeit nicht mehr sinnvoll realisierbar. Dieses Event ist eine touristische Veranstaltung und kein Rennen, das sollte man bei der Urlaubsplanung mitdenken.

 

Geduscht wurde diesen Abend noch an einem frei zugänglichen 🫣 Campingplatz und um Mitternacht waren wir auch schon wieder am Weg zurück auf der Autobahn.

 Zum Material: 

 
Bei vielen Gravelevents im Alpenraum sind bei solchen Events auch immer Passagen zu finden, welche eher an ein Cross Country Event erinnern lassen. Bockige, grobe Untergründe welche eher nach einem MTB Hardtail verlangen. Beim Tuscany Trail ist dies nicht der Fall und ein Gravelbike mit 40mm oder mehr breiten Reifen wäre meine favorisierte Wahl.

Die Strada Bianchi sind ein Schottertraum, die Waldpassagen und Singletrails würden nur bei starkem Regen nach profilierten Reifen verlangen und der Rest der Strecke sind mehr oder minder gut gepflegte Asphaltpisten. Es gab einen kurzen Singletrail, der bergab auch für mich kein Vergnügen war, der Rest war bergab mit einem bepackten Gravelbike fahrbar.

Thomas war mit seinem Open Wide Mullet 650b Aufbau unterwegs, mit Terravail Semislick Reifen tubelesshatte die QR Ortlieb Lenkertasche und die dazu passende Satteltasche montiert, sowie Rahmentasche und Top Tubebag von Apidura. Trinkrucksack war wie bei Gabriel am Rücken. Gabriel hatte sein Omnium Mini Max in die Toskana mitgenommen, inklusive Old Man Mountain Rack und Seitentaschen, dazu noch eine kleine Lenkertasche von Pelago.

Fürs Event hatte ich mir ein Pelago Stavanger mit Sram AXS Mullet Setup 40 X 10/50er Kassette aufbauen lassen. Tubeless Sworks Pathfinder, Roval Carbon Laufräder, Powersattel von Specialized und Grepp Lenkerband. Ortlieb QR Satteltasche hat mir sehr gut gefallen, Rahmentasche und Lenkertasche von Apidura und natürlich auch die Racing Top Tubebag am Oberrohr, welche auch dieses Mal bei jeder nich so holprigen Stelle, trotz Powerbank, Iphone, Geld und Kabel immer geschlossen blieb - Fidlockverschluss sei Dank - ich liebe diese Tasche.

Fazit

Das Tuscany Trail ist ein wunderbares Gravelevent in der Toskana, gut organisiert, leicht bekömmlich. Essen, Wasser, Schlafmöglichkeiten gibt es in ausreichender Menge und auch NeueinsteigerInnen im Bikepacking haben nichts zu befürchten. Werde ich wieder mal mitfahren? Wahrscheinlich nicht. Werde ich wieder in die Toskana zum Radfahren kommen? Sicherlich.

Noch mehr Eindrücke von unserem kleinen Abenteuer findest du auf unserem Flickr.